Die heilende Berührung magnetischer Tentakel in der photothermischen Lungenkrebstherapie
Von den Organen des Körpers gehört die Lunge zu den schwierigsten bei der Entnahme einer Biopsie und der Behandlung von Krebs, sowohl aufgrund ihrer Bedeutung als auch aufgrund ihrer Unzugänglichkeit. Die gesamte Atemfläche einer durchschnittlichen menschlichen Lunge beträgt etwa 50 bis 75 Quadratmeter. Es ist nahezu unmöglich, irgendein Instrument durch die endlosen Gänge zu manövrieren, um einen verdächtigen Bereich oder eine zu behandelnde Krebsregion zu erreichen. Dadurch sind große Teile der Lunge bislang unzugänglich.
Die Standardbehandlung bei Lungenkrebs erfolgt im Allgemeinen chirurgisch: Teile des Lungengewebes werden entfernt. Eine vorgeschlagene neue Methode mit magnetischen Tentakeln könnte jedoch bald einen sanfteren Ansatz bieten, wie in Nature Engineering Communications von Giovanni Pittiglio und Kollegen (Pressemitteilung) beschrieben.
Die Tentakel bestehen aus einem Silikonsubstrat mit eingebetteten Magneten, die eine Steuerung mithilfe externer Magnetquellen ermöglichen. Mit einer eingebetteten Laserfaser kann der Tentakelkopf zum Zielgebiet geführt und das Krebsgewebe mithilfe einer externen Laserquelle sublimiert werden. Bei Experimenten an Leichen mit diesem System stellten die Forscher fest, dass sie 37 % tiefer in die Lunge eindringen konnten als mit Standardgeräten. Der Eingriff wurde außerdem mit weniger Gewebeverlagerungen abgeschlossen.
Angesichts der hohen Sterblichkeitsrate bei Lungenkrebs hoffen die Forscher, dass dieser Ansatz bald in eine praktikable Therapie umgesetzt werden könnte, auch bei anderen Erkrankungen, bei denen ein sanftes Eindringen eines Tentakels in den Körper des Patienten Behandlungen bewirken könnte, die zuvor als unmöglich galten.
Titelbild: Nahaufnahme eines magnetischen Tentakelroboters neben einer Phantombronchiole (Quelle: University of Leeds)